petja dimitrova

works - collective projects - cv

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2010 Selam abi ans sista, bildet communities of resistance! Zeichnungen/Drawings A1.

Die Arbeit greift aktuelle Politiken von Exklusion, struktureller Gewalt und Disziplinierung gegnüber MigrantInnen in einer postliberale Österreich bzw. die EU ein. Sie kritisiert die Formierung von Staatlichkeit, bei der (neo)Rassismus als Machtverhältnis zwischen postnationalen Minoritäten und nationaler Mehrheit innerhalb der Grenzen eines "liberalen" Demokratie Europas eingesetzt wird. Welcher antirassistische Strategien entwickeln migrantische und postmigrantische Subjekte innerhalb staatlich institutionalisierter Möglichkeit, die (Niederlassungs-, Arbeits-, Bildungs- und BürgerInnen-)Rechte nur mehr limitiert und präker hält? Welche historische und gegenwärtige Kämpfe gegen der Erziehungsprojekt des (National)Staates: Integration als normativer Disziplinierung bis hin zur Gewalt, wenden sie entgegen an?

…wir lassen uns einfach nicht von einem staat oder sonst wem sagen, wohin wir gehen wollen, wo wir leben sollen. wir lassen uns alle tricks einfallen, um eure grenzen zu überwinden. wir basteln trotz integrations-schikanen und leitkultur-terror unsere identitäten immer neu. wir kämpfen gegen die entmenschlichung durch eure migrationsgesetze, politiken der entrechtung und eure zäune. we don't take your "democracy" seriously. eure formale, bourgeoise und phallische demokratie.
wir sind auch eine arbeiterInnenbewegung. eine, die, obwohl in bestimmte arbeitsfelder und bedingungen gedrängt, kapital und staatliche politik vor sich her treibt und von ihnen unkontrollierbar bleibt. migration verändert uns so sehr, dass es für uns nicht mehr möglich ist, umzukehren…

ENGL:
…we will not just let a state or anyone else tell us where we want to go, where we should live. we come up with all kinds of tricks to overcome your borders. despite your integration harassment and “dominant culture” terror, we are always newly building our identities. we fight against dehumanization through your migration laws, politics of disfranchisement and your fences. we don’t take your “democracy” seriously. your formal, bourgeois and phallic democracy. we are also a labor movement. one that is pushed into certain fields of work and conditions, but still drives capital and state policies on, and one that you cannot control. migration changes us so much that it is no longer possible for us to turn around… 

...wir sind viele, gehen über grenzen und um jeden preis. unsere transmigrantischen praxen und beziehungen sind der alptraum nationalstaatlicher strukturen, verpflichtender werte und eures wohlfahrts-chauvinismus. wir arbeiten an der umverteilung des europäischen reichtums nach unten und in den globalen süden. wir sind die eurokommissarInnen unserer familien. eure kosten-nutzen-rechnung der verhältnisse akzeptieren wir nicht! wir haben gelernt, dass leistung, arbeitsethos und anpassung uns keinen platz in der gesellschaft garantiert. wir sind hochqualifiziert im meistern des lebens in „illegalität“ und schlüsselkräfte in der legalisierung-branche. obwohl wir zentrale objekte eurer militärischen, technologischen, administrativen und sozialtechnokratischen kontrolle sind, beherrschen wir techniken, uns nicht zu unterwerfen.
wir haben euerer gelaber über integration satt. verspricht die integration rechte? we are not allowed to integrate in any way - aufenthalts-, arbeits- und politische rechte gibt es nur nach euren immer neuen spielregeln. sprechen wir über demokratie statt über integration, denn wir integrieren uns wann und wo wir wollen, und auch "illegal".
unsere kultur ist jene des konflikts und des bennenens. kultur der kämpfe um ein besseres leben, rechte, autonomie, bewegungsfreiheit, würde und selbstbestimmung. unsere kultur, sprache, glaube oder "gene" sind nicht schuld an den verhätnissen! unsere kultur ist eine der kosmopolitInnen von unten!
stopp der skandalisierung von migration. migration ist das projekt der zukunft.

ENGL
....we are many, we cross borders and that at any cost. our transmigrational practices and relationships are the nightmare of nation-state structures, obligatory values and your welfare chauvinism. we are working on the redistribution of european wealth downward and to the global south. we are the euro-commissioners of your families. we do not accept your cost-use calculations of the circumstances! we have learned that effort, work ethic and adaptation do not guarantee us a place in society. we are highly qualified in mastering life in “illegality” and assume key positions in the legalization branch. although we are central objects of your military, technological, administrative and social-technocratic controls, we have mastered techniques of not subordinating ourselves. we have had enough of your chattering about integration. does integration promise rights? we are not allowed to integrate in any way – rights to stay, to work, political rights are only granted according to your always newly invented rules of the game. let’s talk about democracy instead of integration, because we will integrate when and where we want to, and also “illegally.” our culture is the culture of conflict and of naming. the culture of fighting for a better life, rights, autonomy, freedom of movement, dignity and self-determination. our culture is one of cosmopolitans from below! stop the scandalization of migration. migration is the project of the future.

Translated from the German by Aileen Derieg

Die Arbeit referiert auf die von Gülcü/Dimitrova: "MIT UNS* IST KEIN (NATIONAL)STAAT ZU MACHEN. *hayde! Eure Tschusch_innenschaft", und im Form von Illustrationen (und Slogans) stellt weitere "Fußnoten" zu aller dieser Fragen dar.

2010 MIT UNS IST KEIN (NATIONAL)STAAT ZU MACHEN. Gruppenausstellung in Kunstraum NÖ, Wien.

2009 MIT UNS IST KEIN (NATIONAL)STAAT ZU MACHEN. Hayde! Eure TschuschInnenschaft. Wandinstallation. Zussammen mit Can Gülcü.Scickaneder Kino&Bar Wien.